So viel Angst
Und eine Begegnung, die die Enge sprengt
Es ist so viel Angst im Raum. Angst angesichts des Krieges in der Ukraine, Angst im Blick auf Kriege weltweit, angesichts der Verbrechen gegen die Schöpfung, Angst vor Krieg, vor Rezession, vor Armut, vor der Bedrohung der inneren Sicherheit, Angst, wie es weitergeht mit Corona, nach Corona. Angst vor der Unsicherheit, in all der Unsicherheit. So vieles war klar, der Weg irgendwie vorgezeichnet, man hatte sich eingerichtet – auch in der Hoffnung. Für sich selbst und für ‚uns‘ – wer immer das auch gewesen sein mochte.
Die Angst kann uns zeigen, dass uns etwas wichtig ist und dass wir es schützen und bewahren wollen. Zugleich kann die Angst uns lähmen und unfrei machen. Von der Angst bestimmt zu sein, macht eng ums Herz.
Lieber nichts Neues mehr sehen und hören. Lieber keine Begegnung riskieren. Lieber nicht sprechen mit Menschen, die anders denken, deren Argumente, Sichtweisen herausfordern aus dem Vertrauten, Gewohnten. Die Tür verschließen; das Fremde draußen lassen. Es wird immer enger – im Gefängnis der eigenen Verschlossenheit.
Angst, Furcht, Sorgen – sie haben viele Gesichter. Mal ist es die Angst, dass sich etwas ändert; mal ist es die Sorge, dass sich nichts ändert. Davon können die, die auf den Synodalen Weg gestellt sind, ein Lied singen. Lieber im Vertrauten verharren oder dem Ungewissen entgegengehen?
Eine Begegnung aus der Heiligen Schrift (aus Joh 20) taucht auf: Die Jüngerinnen und Jünger Jesu sitzen hinter geschlossenen Türen. Verwirrt, verängstigt, allem entraubt, was ihnen Atem, Sinn und Weite gab. Da tritt Jesus in ihre Mitte. Ihn erkennen sie. An seinen Wunden. Das macht ihn unverwechselbar. Es zeichnet ihn – und es zeichnet ihn aus – als Menschen, der Menschsein durchlitten hat mit Angst, Unrecht, Finsternis und Schmerz.
Sein Eintreten bei verschlossenen und verrammelten Türen sprengt die Enge. Sein Atemhauch erfüllt sie neu mit Frische und belebt ihre schlaffen Glieder. Sie schöpfen Kraft für weite, unbekannte, spannende Wege. Die Türen sind geöffnet und weisen hinaus in die ganze Welt.
Und sie gehen; wir gehen. Bis heute. Durch Ängste und Schrecken, Kriege und Pandemien, innere und äußere Katastrophen hindurch. Wir wissen Jesus an unserer Seite; ihn, den wir in den Verwundeten, Geschundenen, Missbrauchten und Missachteten wiedererkennen; ihn und seine unverbrüchliche und ungebrochene Zusage: ‚Der Friede sei mit euch‘.
Maria Boxberg, In: Pfarrbriefservice.de
Maria Boxberg ist geistliche Begleiterin des Synodalen Weges, des Reformprozesses der katholischen Kirche in Deutschland: www.synodalerweg.de
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Text: Maria BoxbergIn: Pfarrbriefservice.de