Stichwort: Barmherzigkeit

Die Barmherzigkeit (Lehnübersetzung von lat. misericordia) ist eine Eigenschaft des menschlichen Charakters. Eine barmherzige Person öffnet ihr Herz fremder Not und nimmt sich ihrer mildtätig an. [...]

Sie gilt als eine der Haupttugenden und wichtigsten Pflichten der monotheistischen Religionen Judentum, Christentum, Islam, Bahai sowie anderer Religionen wie Buddhismus und Hinduismus. [...]

Christentum

Zunächst und zuerst ist Barmherzigkeit keine natürliche Eigenschaft des Menschen oder keine Forderung an den Menschen, sondern eine Eigenschaft Gottes, die der Mensch einerseits als himmlisches Motiv durch die ihm innewohnende Gottesliebe besitzt und die ihm andererseits in höherer Form und unerschöpflich durch Gott zuteil wird. Schon im Alten Testament gilt Gott vor allem als der „Barmherzige und Gnädige“ und wird immer wieder dafür in Dankbarkeit und Demut gelobt und gepriesen (z. B. Ps 103,8). Jesus beschreibt Gott z. B. im Gleichnis vom verlorenen Sohn (Lk 15,11–32) als unendlich großzügigen und jederzeit vergebungsbereiten „Vater“ und bringt damit zur Kenntnis, was Barmherzigkeit bedeuten kann: Eine irdisch unverdiente, aber himmlisch großzügige Zuwendung in bedingungsloser Liebe. [...]

Die von Gott her erfahrene Barmherzigkeit wird dann auch zur Handlungs-Motivation des glaubenden Menschen. In diesem Sinne steht „Barmherzigkeit” in engem Zusammenhang mit z.B. Nächstenliebe, Menschenliebe oder Humanität; die lateinische Bezeichnung ist caritas (daher die katholische Organisation Caritas). [...]

Römisch-Katholische Kirche

Nach der Lehre der römisch-katholischen Kirche empfangen die Gläubigen die Werke der Barmherzigkeit durch den Heiligen Geist. [...]

Papst Franziskus hat die Barmherzigkeit zu seinem Programm gemacht: "Die Barmherzigkeit ist die wahre Kraft, die den Menschen und die Welt vor dem 'Krebsgeschwür' retten kann: dem moralischen Bösen, dem spirituellen Übel."

Werke der Barmherzigkeit

Die sieben leiblichen Werke der Barmherzigkeit

  • Die Hungrigen speisen.
  • Den Dürstenden zu trinken geben.
  • Die Nackten bekleiden.
  • Die Fremden aufnehmen.
  • Die Kranken besuchen.
  • Die Gefangenen besuchen.
  • Die Toten begraben.

Die sieben geistigen Werke der Barmherzigkeit

  • Die Unwissenden lehren.
  • Den Zweifelnden recht raten.
  • Die Betrübten trösten.
  • Die Sünder zurechtweisen.
  • Die Lästigen geduldig ertragen.
  • Denen, die uns beleidigen, gerne verzeihen.
  • Für die Lebenden und die Toten beten.

Notwendigkeit der Barmherzigkeit in der Moderne

Trotz der festen Verankerung des Sozialstaates im politischen System moderner Staaten kommt die Gesellschaft auch heute nicht ohne Barmherzigkeit aus. Eine Erklärung des Zentralkomitees der deutschen Katholiken hat dies 1995 klar herausgearbeitet: Ohne Barmherzigkeit „geht die motivationale Grundlage für die Sozialgesetzgebung verloren. Ohne sie werden neue Notlagen überhaupt nicht entdeckt“. Auch wenn das „soziale Netz“ die größte Not auffängt, gibt es viele, die durch dessen Maschen fallen. Nur die „behördlich erfassten Fälle“ sind in die staatliche und kommunale Sozialhilfe eingebunden. Daher muss Barmherzigkeit eine neue Dimension der Wahrnehmung anregen und erfahren. Barmherzigkeit ist der Quellgrund der sozialen Gerechtigkeit.

Quelle: Seite „Barmherzigkeit“. In: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 29. April 2014, 12:50 UTC. URL: http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Barmherzigkeit&oldid=129943869 (Abgerufen: 30. April 2015, 10:07 UTC), In: Pfarrbriefservice.de

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