Stopp. Was fehlt?

Stopp.

Telefonhörer auflegen, Stift absetzen, Radio ausschalten.

Was fehlt?

Drei Stunden Zeit für ein Lieblingsbuch? Ein Tag auf dem Rad und ein freier Kopf? Der beste Freund, eine durchquatschte Nacht? Ein stiller Ort, der das Herz berührt? Ein Gedicht, eine Liebeserklärung, ein Tulpenstrauß, ein Gebet?

Halt an, wo läufst du hin, der Himmel ist in dir.
Suchst du Gott anderswo, du fehlst ihn für und für.

Von Aschermittwoch bis Ostern ist Fastenzeit. Zeit, anders zu leben: Etwas freier, ein bisschen leichter. Wenigstens einmal im Jahr anhalten. Keine Ausreden gelten lassen, sondern das tun, was ich mir schon lange vorgenommen hatte: Sieben Wochen dem nachgehen, was mir wirklich wichtig ist. Auf das verzichten, was träge und besinnungslos macht. Nicht gleich das ganze Leben ändern und es sowieso nicht schaffen, sondern anfangen: Manchmal die Welt verlassen, manchmal darin eintauchen, um sie zu finden. Den eigenen Sehnsüchten nachgehen, auch wenn es schmerzt. Die Perspektive wechseln, über den Tellerrand schauen und sehen, was satt macht jenseits von Schokoküssen, Vorabendserien oder Rotweinabenden. Scheitern und wieder neu beginnen.

Fastenzeit bedeutet auch: Sieben Wochen auf Ostern zugehen. Schritt für Schritt den Spuren Jesu folgend, mal zögernd, zweifelnd, wütend, lustlos, mal hoffend, sehnsüchtig, übermütig, erfüllt. Sich berühren lassen von den alten Geschichten, neu hinhören auf Wohlbekanntes. Leiden fühlen, Verrat verstehen, den Tod betrauern, die Auferstehung feiern, nüchtern, klar und konzentriert.
Mit leeren Händen in der Osternacht stehen und darauf vertrauen, dass Gott sie füllt.

Susanne Niemeyer, Redakteurin bei Andere Zeiten e.V.

Während der Fastenzeit bietet der Verein die Aktion „7 Wochen anders leben“ an (www.anderezeiten.de).

Kursiver Text: Angelus Silesius

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Das Schwerpunktthema für März 2010

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Text: Susanne Niemeyer
In: Pfarrbriefservice.de