Telefonseelsorge: Jederzeit erreichbar

Einsamkeit, Sinnkrisen, Erkrankungen, Partner-Probleme, Mobbing in der Schule: Plötzlich eintretende Ereignisse oder lang währende seelische Verletzungen bringen uns oft an unsere Grenzen und übersteigen das Maß des Alleine-aushalten-Könnens. Sich einfach jemandem anvertrauen wäre bereits eine erste Hilfe. Wenn Freunde und Partner die falschen Ansprechpartner sind oder fehlen, ist die Telefonseelsorge eine gesuchte Alternative.

Etwa zwei Millionen Anrufe pro Jahr nimmt die Einrichtung bundesweit von ratsuchenden Menschen entgegen. Der Anteil derer, die sich wegen Burnouts und Erschöpfung melden, steigt dabei permanent, so Martina Patenge von der Telefonseelsorge Mainz-Wiesbaden in einem Gespräch mit der Nachrichtenagentur dpa. „Es gibt einen hohen beruflichen Druck, es gibt finanziellen Druck.“

Wurde 1956 die erste Telefonseelsorgestelle in Berlin noch als „Ärztliche Lebensmüdenbetreuung“ gegründet, haben sich die Organisation und ihr Beratungsbereich beständig erweitert. Rund 8.500 ausgebildete ehrenamtliche Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen stehen in 109 Telefonseelsorgestellen vor Ort für den „TS-Dienst“ zur Verfügung.

Kirchen tragen die Telefonseelsorge

Träger der Telefonseelsorge sind die beiden christlichen Kirchen in Deutschland. Es gibt sowohl gemeinsame als auch von einer Kirche getragene Telefonseelsorgestellen. In mehreren Städten bieten darüber hinaus die „Offenen Türen“ die Möglichkeit an, kurzfristig ein persönliches Gespräch in geschützter Atmosphäre zu führen. Diese Krisen- und Lebensberatungseinrichtungen sind mit der Telefonseesorge in einem Netzwerk verbunden.

Die Telefonseelsorge hat sich auf international geltende Grundsätze verpflichtet, um die Schwellen für Anrufwillige niedrig zu halten und die Diskretion, Grundvoraussetzung jedes seelsorgerlichen Gesprächs, so umfassend wie möglich zu gewährleisten:

  • Anonymität: Jeder Anruf bleibt anonym – auf beiden Seiten der Leitung. Die Rufnummer der Anrufenden wird unterdrückt. Da das Telefonat gebührenfrei ist, wird es später nicht in einem Einzel-Verbindungsnachweis zur Telefonrechnung aufgeführt.
  • Verschwiegenheit: Alle Mitarbeiter unterliegen der Schweigepflicht. Sorgen und Probleme werden vertraulich behandelt.
  • Erreichbarkeit rund um die Uhr: Die Telefonseelsorge-Stellen sind Tag und Nacht erreichbar, auch an Wochenenden und Feiertagen, bundesweit.
  • Offenheit: Die Telefonseelsorge ist für jeden da und offen für alle Problembereiche. Auf die Anrufenden wird weder konfessioneller noch politischer oder ideologischer Druck ausgeübt.
  • Kompetenz: Die ehrenamtlich tätigen Mitarbeiter der Telefonseelsorge sind sorgfältig ausgewählt, mindestens ein Jahr lang ausgebildet und werden durch regelmäßige aufgabenbezogene Beratungen (Supervision) und Weiterbildungen begleitet.
  • Kostenfreiheit: Für die Ratsuchenden entstehen keine Kosten. Die anfallenden Gesprächsgebühren übernimmt die Deutsche Telekom AG als Partner der Telefonseelsorge.

Die überwiegende Mehrheit der Hilfesuchenden sind Frauen, mehr als ein Drittel alleinstehend. Viele Anrufer melden sich immer wieder, zum Teil über Jahre. Wichtig ist, dass Sie am anderen Ende der Leitung einen Menschen finden, der Zeit zum vorurteilsfreien Zuhören hat und ihn ernst nimmt. Häufig erfahren sie Erleichterung alleine dadurch, dass sie sich etwas „von der Seele“ reden können.

Selbstverständlich stehen die einzelnen Einrichtungen der Telefonseelsorge in Verbindung mit Institutionen und Beratungseinrichtungen in der Umgebung. Benötigen Anrufer weiterführende Hilfe und Unterstützung, erhalten sie von den Beratern eine Vielzahl an Adressen und Kontakten.

Digitale Kanäle gewinnen an Bedeutung

Auf den digitalen Wandel reagierte die Telefonseelsorge bereits frühzeitig und bietet seit 1995 eine internetgestützte Mailberatung an. Ebenfalls stark nachgefragt wird der Bereich des Chatseelsorge. Der Bedarf ist so groß, dass noch nicht allen Ratsuchenden einen Chattermin angeboten werden kann.

Deutlich jüngere Menschen – und hier vor allem junge Frauen – wenden sich über diesen digitalen Kanal an die Telefonseelsorge. Größte Gruppe ist die der 20 bis 29-Jährigen, gefolgt von den 10 bis 19-Jährigen. Häufig drehen sich die Themen um Essstörungen, selbstverletzendes Verhalten und Gewalterfahrungen. Dies scheint den Betroffenen auf dem schriftlichen Weg leichter zu fallen als mündlich. Auch bei der Mail- und Chatberatung schreibt die Telefonseelsorge das Thema Anonymität und Datenschutz groß und optimiert ihre sicherheitstechnischen Vorkehrungen beständig.

So erreichen Sie die Telefonseelsorge

Telefon: 0800-1110111 oder 0800-1110222 (der Anruf ist kostenfrei)
Chatberatung: chat.telefonseelsorge.org
Mailberatung: www.ts-im-internet.de

Martin Wigger, www.katholisch.de, In: Pfarrbriefservice.de

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Das Schwerpunktthema für Oktober 2016

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Text: Martin Wigger, www.katholisch.de
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