Unterschiedliche Sehbehinderungen - unterschiedliche Probleme

Sehbehinderungen führen zu einer Vielzahl von Problemen. Einige davon betreffen fast alle Sehbehinderten, beispielsweise die stärkere Abhängigkeit von anderen und der Abschied von geplanten Lebensverläufen. Andere Probleme dagegen sind typisch für spezifische Augenerkrankungen.

Fehlender Blickkontakt

Vielen Sehenden ist nicht klar, dass Sehbehinderungen sich unterschiedlich auswirken und deshalb auch zu unterschiedlichen Problemen führen. Ein gutes Beispiel ist die Makula-Degeneration (MD), bei der die Nervenzellen im Bereich des schärfsten Sehens (der Makula) zerstört werden. Folge ist unter anderem, dass man Bekannte nicht mehr erkennen kann und deshalb unter Umständen für arrogant gehalten wird, weil man sie nicht grüßt. Ein weiteres Problem ist der fehlende Blickkontakt in der Kommunikation, so dass die Mimik des Gesprächspartners verborgen bleibt. Weil ein Abwenden des Blickes als Desinteresse ausgelegt und unhöflich wirken würde, richten viele Sehbehinderte ihre Augen auf ihren Gesprächspartner, ohne ihn zu sehen. Wer dagegen ein Augenzittern (Nystagmus) hat oder eine Hornhautvernarbung, bei der die Augen ganz weiß aussehen, muss damit rechnen, dass genau umgekehrt seine Gesprächspartner sich von ihm abwenden, weil der Anblick der Augen sie irritiert.

Problem: Lesen

Die Makula-Degeneration hat mit dem Grauen Star (Katarakt) gemeinsam, dass in einem relativ frühen Stadium das Lesen zum Problem wird. Das Lesen ist die wichtigste Kulturtechnik unserer Gesellschaft und betrifft nicht nur Bücher, sondern auch Straßenschilder, Busfahrpläne, Aushänge, Klingelschilder, Beipackzettel, Aufschriften, Preisschilder … Alle Bereiche des Lebens, in denen das Lesen dazugehört, sind für die meisten Sehbehinderten nur eingeschränkt oder gar nicht zugänglich.

Anrempeln und stolpern

Andere Probleme hat dagegen, wer an Retinitis Pigmentosa (RP) erkrankt ist. Hier besteht eine Einschränkung des Gesichtsfeldes bei relativ guter zentraler Sehschärfe. Dadurch kann man zwar lesen oder ein Gesicht erkennen, sieht aber nicht, wenn einem auf Bauchhöhe die Hand entgegengestreckt wird. Man fällt auch leicht über Bodenhindernisse oder rempelt andere an. Die Betroffenen der RP werden aufgrund der zentralen Sehschärfe besonders oft für Simulanten gehalten.

Auszüge aus der Broschüre "Die Sehbehinderung in meinem Kopf" des Allgemeinen Blinden- und Sehbehindertenvereins Berlin gegr. 1874 e. V. In: Aktionsleitfaden zum Sehbehindertensonntag am 6. Juni 2010, www.sehbehindertensonntag.de

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Das Schwerpunktthema für August 2010

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Text: www.sehbehindertensonntag.de
In: Pfarrbriefservice.de