Urlaub im Bergwaldprojekt?
Was ist denn das?
Ein Interview mit Peter Naumann - Projektleiter CSR und zuständig für die Öffentlichkeitsarbeit beim Bergwaldprojekt.
Peter Naumann: Das Bergwaldprojekt ist ein Verein, der seit 30 Jahren mit Freiwilligen im Wald arbeitet. Die zweite Möglichkeit ist die Waldschule. Alle Bildungsträger können Jugendlichen ab der achten Klasse anbieten, sich an Waldschutzarbeiten zu beteiligen. Und der dritte Bereich ist das Coperate Volunteering. Das sind Unternehmen, die ihre Mitarbeiter in den Wald bringen.
Und welche Arbeiten übernehmen die Freiwilligen?
Sie übernehmen verschiedene Aufgaben. Das kann Waldumbau sein, also Pflanzung. Das kann Pflege sein, Bäume ausschneiden, um andere zu fördern. Das kann Biotoppflege sein. Das kann die Wiedervernässung von Mooren sein. Wir versuchen, dass Sie mehrere Arbeiten in der Woche machen und somit die ganzen Aspekte vom Ökosystem Wald kennenlernen.
Warum sollte ich so etwas machen, wenn ich mich auch im Luxushotel verwöhnen lassen kann?
Ich glaube, die Leute machen sich im Moment kein Bild davon, in was für einer Situation wir sind. Unsere Atmosphäre ist extrem mit CO2 und Methan belastet und wir arbeiten sehr stark daran, dass dadurch alle ökologischen Systeme kippen. Deswegen haben wir die Problematik mit dem Trinkwasser, mit heißen Sommern, mit Stürmen. Wir sägen den Ast ab, auf dem wir sitzen.
Ich habe bald eine Woche Urlaub. Kann ich in dieser Zeit im Bergwaldprojekt mitmachen?
Ja eine Woche ist möglich. Sie führen dann eine Woche lang mit Gleichgesinnten bestimmte Arbeiten aus.
Kann ich die Arbeiten auch bewältigen, wenn ich schon etwas älter bin?
Natürlich, bei uns sind Menschen zwischen 18-88 dabei. Alt und Jung.
Muss ich Kenntnisse mitbringen? Ich arbeite eigentlich im Büro.
Nein, beim Bergwaldprojekt sind alle Berufsklassen vertreten: vom Bundesbesoldungsbeamten, über den Manager, bis zum Punk. Menschen, die sich wahrscheinlich niemals sonst irgendwo treffen würden, haben für eine Woche einen gemeinsamen Fokus: den Wald. Da sind vielleicht auch Leute dabei, die ich in meinem normalen Alltag nicht sehen will. (lacht)
Ich möchte mich anmelden. Wie funktioniert das?
Sie gehen auf unsere Internetseite, suchen sich ein Projekt aus und melden sich an. Sie werden immer aufgefordert, ein Alternativprojekt anzugeben, an dem Sie gerne teilnehmen möchten, falls Ihr Wunschprojekt bereits ausgebucht ist.
Muss ich mich selbst um meine Unterkunft kümmern?
Nein, Sie sind im Bergwaldprojekt untergebracht. Im Sommer zelten Sie im Wald. Im Winter, im Frühjahr und im Herbst, wenn es draußen regnet und zu kalt ist, bieten wir Unterkünfte an.
Was erwartet mich, wenn ich im Bergwaldprojekt ankomme? Wie läuft mein Tag ab?
Sie erleben bei uns einen Tag, wie ihn ein Waldarbeiter erlebt. Das heißt, sie werden um sechs Uhr geweckt. Um halb sieben gibt es Frühstück. Um viertel nach sieben ist gemeinsamer Abwasch. Und dann geht es raus auf die Baustellen.
Werde ich bei meiner Arbeit angeleitet?
Ja, das übernehmen unsere Projektleiterinnen und Projektleiter. Das sind Förster und Landespfleger. Die werden unterstützt von Gruppenleitern, die wir angelernt haben.
Wenn ich den ganzen Tag im Wald gearbeitet habe, habe ich am Abend ordentlich Hunger. Werde ich im Bergwaldprojekt verköstigt?
Wir haben immer eine Köchin oder einen Koch dabei. Wir kochen biologisch, vegetarisch, vegan und wenn wir ein Wild vom Förster haben, gibt es Wildfleisch.
Und nach dem Abendessen fallen alle müde ins Bett oder auf die Isomatte?
Nach dem Abendessen muss die Gruppe den Abwasch zusammen erledigen. Sie hat auch die Möglichkeit, sich von unseren Projektleitern Fachvorträge anzuhören.
Um was geht es in diesen Vorträgen?
Um den Wald und alle Themen, die dazu gehören. Ob das jetzt Bienensterben ist oder Biodiversität. Die Vorträge zeigen Ihnen, was Sie selbst tun können.
Was ist das Besondere an meinem Urlaub im Bergwaldprojekt?
Das Große am Bergwaldprojekt ist, dass es ein unfassbarer Hebel für die Nachhaltigkeit eines jeden Einzelnen ist. Viele Leute fühlen sich ohnmächtig. Sie denken: Ich kann sowieso nichts machen und die Politik macht nichts. Aber, wenn Sie so eine Woche machen, merken Sie, dass es nicht egal ist, wie Sie sich verhalten. Sie stellen fest, dass nicht nur die Politik gefragt ist, sondern auch Sie selbst und dass Sie ein hohes Maß an Selbstwirksamkeit besitzen.
Weitere Informationen finden Sie unter: https://www.bergwaldprojekt.de/
von: Ronja Goj, In: Pfarrbriefservice.de
Datei-Info:
Dateiformat: .doc
Dateigröße: 0,03 MB
Sie dürfen diesen Text für alle nichtkommerziellen Zwecke der kirchlichen Öffentlichkeitsarbeit (z.B. Pfarr-/Gemeindebrief, Plakat, Flyer, Website) sowie für Unterrichtszwecke* nutzen. Die Nutzung ist in dem beschriebenen Rahmen honorarfrei. Sie verpflichten sich den Namen des Autors/-in, als Quelle Pfarrbriefservice.de und ggf. weitere Angaben zu nennen.
*) Ausführliche Infos zu unseren Nutzungsbedingungen finden Sie hier.
Wir freuen uns über die Zusendung eines Belegs an die Redaktionsanschrift.
Beispiel für den Urhebernachweis, den Sie führen müssen, wenn Sie den Text nutzen
Text: Ronja GojIn: Pfarrbriefservice.de