Vom "Mehrwert" des Menschen

Wirtschaftswissenschaftler neigen dazu, Arbeit ganz unter den Funktionsregeln des Marktes zu sehen. Arbeit hat dann den gleichen Stellenwert wie andere Waren auf dem Markt. Arbeit wird dann gekauft, wenn ihr Wert höher ist als ihr Preis. Arbeit wird in der Form gekauft wie es das Unternehmen braucht. Die Frage, ob denn dieses ganze System auch noch dem entspricht, was Menschen brauchen, wird auf dieser Ebene des Denkens gar nicht mehr gestellt.

Die katholische Sozialethik setzt aber genau bei dieser Frage an: Was ist dem Menschen gemäß? Die christliche Sicht des Menschen geht davon aus, dass ein Mensch einen Wert und eine Würde besitzt, die unabhängig ist davon, ob jemand alt oder jung ist, ob jemand leistungsfähig ist oder nicht, ob jemand gesund oder krank ist. Dieser Wert ist nach unserem Glauben von Gott gegeben, der Mensch muss sich diesen Wert nicht „verdienen“. Einfach weil Gott jeden Menschen ins Leben gerufen hat, kommt jedem Menschen diese Würde zu.

Auch die Philosophie geht von diesem unbedingten Wert des Menschen aus. Emmanuel Kant formuliert das so, dass ein Mensch nie nur als Mittel zum Zweck gebraucht werden darf, sondern immer als Zweck an sich selbst zu respektieren ist.

Wenn nun jedem Menschen ein solcher Wert zukommt, hat auch jeder Mensch einen Anspruch auf ein menschenwürdiges Leben. Diese Sicht des Menschen ist heute auch in den Menschenrechten formuliert.

Alle gesellschaftlichen Einrichtungen haben demnach den Sinn und die Aufgabe, dem Menschen zu dienen und ein menschenwürdiges Leben für möglichst alle zu ermöglichen. „Auch im Wirtschaftsleben sind die Würde der menschlichen Person und ihre ungeschmälerte Berufung wie auch das Wohl der gesamten Gesellschaft zu achten und zu fördern, ist doch der Mensch Urheber, Mittelpunkt und Ziel aller Wirtschaft.“(II. Vatikanisches Konzil, Gaudium et spes, 63)

Irmgard Fischer (Betriebsseelsorge, Erzdiözese München-Freising)
aus: Texte und Gebete für Gottesdienste zum Thema „Arbeit“, Sammlung von Diözesanpräses Mathias Kotonski, Augsburg, © 2007, http://www.kab-augsburg.org

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Das Schwerpunktthema für Mai 2010

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Text: Irmgard Fischer
In: Pfarrbriefservice.de