Vom Traum und dem Segen für die ganze Welt
Die Bedeutung des Fronleichnamsfestes
„Wieso kann ein Leichnam eigentlich froh sein? Ich dachte, ein Leichnam wäre tot!“
Tja, wie erklär’ ich’s meinem Kinde?
Vielleicht so: mit einem Toten hat ‚Fronleichnam’ gar nichts zu tun. Denn ‚Lichnam’ ist ein mittelalterliches Wort und bedeutet ‚lebendiger Leib’. Und es heißt auch nicht ‚froh’, sondern ‚vron’ – ebenfalls mittelalterlich, für ‚Herr’. Das Fest ‚Fronleichnam’ hat also mit einem ‚Lebendigen’ zu tun: mit Gott, dem Herrn, der auf vielerlei Weisen unter den Menschen lebendig ist.
„I have a dream“, so rief Martin Luther King in seiner berühmt gewordenen Rede gegen Rassentrennung und Diskriminierung vor dem Lincoln-Memorial in der US-Hauptstadt. „Ich hatte einen Traum“, das wird auch die Ordensfrau Juliana von Lüttich gesagt haben, als sie ihren Mitschwestern und später auch dem Papst ihre Vision von einem neuen Fest im Kirchenjahr beschrieb. Immer wieder hatte die im 13. Jahrhundert lebende Frau geträumt, dass auf der Mondscheibe ein dunkler Fleck sei. Ihre Interpretation des Traumes war eigenwillig: Im Reigen der Kirchenfeste fehle ein Fest, bei dem der ‚Herrenleib’, der ‚lebendige Leib’ gefeiert würde. Ihre Idee dabei: Gott bleibt nicht in den Kirchen und Klöstern: Gott, der Lebendige, ist auf den Straßen, in allen Himmelsrichtungen anwesend. Das wird verdeutlicht durch das Tragen des Herrenleibes, des ‚Leibes Christi’ durch die Straßen. Und die Gläubigen folgen ihrem Herrn nach, durch die Straßen – als Sinnbild für die Nachfolge ein Leben lang.
Die Prozessionen durch die Straßen am Fronleichnamstag sind mehr als frommes Ritual. Im Nachgehen wird deutlich: Gott und mit ihm die Glaubenden treten auch heute noch ein für eine Welt der Liebe, der Gerechtigkeit und Geschwisterlichkeit. Darum die Altäre mit der Segensspendung in alle vier Himmelsrichtungen. Wachrufen, dass die Menschen zum Segen werden sollen – verteilt über die ganze Welt: über die Grenzen des eigenen Stadtteils, des Dorfes, des eigenen Horizontes hinaus! Und Gott ist dabei nahe. Nicht als ein ‚leeres’ Stück Brot, sondern als der, der zu den Menschen kommt, sie von innen heraus stärkt.
Fronleichnam ist auch der Aufruf, mit Vertrauen in Gott und in die eigenen Kräfte das Leben in der Welt, in allen Himmelsrichtungen zu gestalten!
Quelle: www.familien234.de, eine Seite der Familienpastoral im Erzbistum Köln
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Text: www.familien234.deIn: Pfarrbriefservice.de