Was ist „Schönheit“?

Wenn „Selbstoptimierung“ in eine Falle gerät

Sehen ist begrenzt. Nur fünf Prozent dessen, was im Kosmos existiert, ist sichtbar. Und davon sehen Menschen lediglich die Oberfläche. Doch was ist mit der inneren Schönheit? Damit setzt sich Stanislaus Klemm auseinander. Er ist Diplompsychologe und Theologe und arbeitete in der Suchttherapie, in der ökumenischen Telefonseelsorge Saar sowie in der Lebensberatung des Bistums Trier in Neunkirchen.

Muss es immer ein perfekt gestylter, exquisiter Ziergarten sein, der unsere Augen erfreut oder kann es auch ein einfaches Gänseblümchen sein, das uns am Wegesrand begrüßt? Manche Dinge im Leben, die uns „in die Augen fallen“, werden von vielen als „schön“ empfunden, obwohl wir ganz anderer Meinung sein können. Dabei stellt sich oft die Frage: „Was ist eigentlich Schönheit“, „Vollkommenheit“? Das, was wir mit unseren Augen sehen und nach festgelegten ästhetischen Schönheitsschablonen beurteilen können?

Aber, was sehen wir wirklich? Würden wir all das, was wir sehen können, auf einen Haufen zusammenwerfen: den gesamten Sternenhaufen, dann wäre diese Menge unvorstellbar. Und trotzdem wäre all dieses Unvorstellbare doch nur fünf Prozent von dem, was im Kosmos wirklich existiert. Das heißt: 95 Prozent von all dem, was existiert, ist eben nicht sichtbar, eben nicht „materiell“, ist ein unvorstellbares „Vakuum“, „dunkle Materie“ und „dunkle Energie“, wahrlich eine „Leere in Fülle“.

Was geschieht, wenn wir Schönes, Vollkommenes sehen? Ein Lichtstrahl erfasst die Oberfläche eines Gegenstandes und wird im Augenhintergrund „abgebildet“. Was wir sehen, ist „Oberflächliches“. Wird dabei nicht „Wesentliches“ übersehen? Sind wir nicht alle von der Erfahrung geprägt, dass nicht alles „Gold ist, was glänzt“? Das heißt, unsere Augen unterliegen manchmal einer Täuschung, geraten so in eine „Falle“, wenn wir uns eben nur noch auf das „Augenfällige“ verlassen.

Die Begrenztheit unseres Sehens ist auch die Grenze jeder „Optimierungsmaßnahme“. So können wir in der „äußeren Schönheit“ nicht alles sehen, mögen wir sie noch so „optimieren“, es gibt auch noch eine „innere“, wesentlichere Schönheit, die eben nicht von unseren Augen, sondern nur von unserem Herzen gesehen und beurteilt werden kann. Sie ist wirklich in der Lage, uns in „ihren Bann zu ziehen“, „atemlos werden zu lassen“ und „fesseln“ zu können.

Stanislaus Klemm, In: Pfarrbriefservice.de

Weitere Materialien
von

Stanislaus Klemm, Diplompsychologe und Theologe

Stanislaus Klemm, Jahrgang 1943, ist Diplompsychologe und Theologe. Er arbeitete in der Suchttherapie, in der ökumenischen Telefonseelsorge Saar sowie in der Lebensberatung des Bistums Trier in Neunkirchen. Er ist Autor verschiedener Bücher. 

Verknüpft mit:

Das Schwerpunktthema für Januar/Februar 2025

Vor dem Herunterladen:

Datei-Info:
Dateiformat: .rtf
Dateigröße: 0,04 MB

Sie dürfen den Text in sozialen Medien nutzen (z.B. Facebook, Twitter, Instagram, YouTube, etc.)

Beispiel für den Urhebernachweis, den Sie führen müssen, wenn Sie den Text nutzen

Text: Stanislaus Klemm
In: Pfarrbriefservice.de