Niemals gut genug? Im Selbstoptimierungswahn dieser Zeit

„Erst unter Druck laufe ich zu Hochform auf“, „Gut ist mir nicht gut genug“ oder „Ich hechele meinem eigenen Anspruch stets etwas hinterher“. 18 Aussagen wie diese sind es, die der Test abfragt. Mit abgestuften Antwortmöglichkeiten von „stimmt gar nicht" bis „stimmt vollkommen". Er verspricht herauszufinden, ob der Einzelne zu viel von sich selbst erwartet. 
Den Test finden Sie unter dem folgenden Link: https://www.emotion.de/de/persoenlichkeits-tests/test-verlange-ich-zu-viel-von-mir-5576

Eine Frau, die entbunden hat. Die mit den Veränderungen kämpft, die die Geburt ihres Kindes mit sich bringen. Die unglücklich ist, mit ihrem neuen Körper, ihrer anderen Figur. Um sie geht es in dem Film „Wunderschön“. 2022 ist er in den deutschen Kinos erschienen. Mit Karoline Herfurth als Sonja in der Hauptrolle. Doch es gibt mehrere Handlungsstränge in diesem Film. Den Familienvater und Partner von Sonja, Friedrich Mücke, der sein Leben als Geschäftsmann weiterleben möchte. Der selbstverständlich davon ausgeht, dass seine Frau zuhause bei den Kindern bleibt. Der sich wünscht, dass es in seinem Leben keine Veränderungen gibt. Und da ist die beste Freundin von Sonja, die sich auf keine Beziehung einlassen möchte und kinderlos lebt. Sie arbeitet als Lehrerin, erarbeitet mit ihren Schülerinnen und Schülern im Unterricht, welche Bedeutung Schönheit für sie in ihrem Leben hat. Da ist aber auch ein Model, das sich herunterhungert, die eigene Gesundheit ruiniert, um auf den Laufsteg zu dürfen. Und da sind die beiden Kinder von Sonja, die aus kindlicher Perspektive, mit kindlichen Augen auf all diese Szenen blicken. Und die scheinbar gesetzten Normen und Werte der Erwachsenen mit ihren naiven Fragen im Kern treffen und infrage stellen. Im Film setzen sich die Figuren auf ihre Weise mit dem Thema Schönheit auseinander. Mit dem permanenten Vergleichen, mit dem Fokussieren auf Äußerlichkeiten, mit dem Optimierungs- und Leistungsdruck. Es geht aber auch um die Ansprüche der Gesellschaft an den Einzelnen und die eigenen Ansprüche des Einzelnen an sich selbst. Der Zuschauer begleitet die Protagonisten während des gesamten Films auf ihrem Weg sich selbst anzunehmen und zu lieben. 

Ronja Goj, In: Pfarrbriefservice.de

Das Streben nach Selbst-Optimierung und die Selbst-Präsentation in den sozialen Medien bestimmt heute den Alltag vieler Menschen. Der Dokumentarfilm „...wie Dich selbst?“ aus dem Jahr 2023 rückt dagegen ein grundlegendes, oft vernachlässigtes Thema in den Mittelpunkt: die Selbstliebe – wobei es in den 87 Minuten nicht um Selbst-Verliebtheit geht, sondern um eine tiefe, gesunde Beziehung zu sich selbst.

Susanne Petz und Ralph Gladitz porträtieren neun Menschen in verschiedenen Lebenssituationen und mit unterschiedlichen Hintergründen. Diese Personen öffnen sich vor der Kamera und teilen ihre Erfahrungen, Hoffnungen und Herausforderungen bezüglich ihrer Selbstliebe. Bemerkenswert ist, dass die Interviews an unterschiedlichen Plätzen in der freien Natur stattfinden – sei es vor einem plätschernden Bach, mitten im Wald, vor bzw. unter einem majestätischen Baum oder auf einer weiten Wiese.

Der Film gliedert sich in verschiedene Blöcke, jeweils fokussiert auf eine spezifische Frage. Die Antworten der Teilnehmenden werden durch die kunstvolle Schnittfolge so präsentiert, dass diese miteinander im Dialog zu sein scheinen, obwohl doch jede und jeder für sich selbst spricht. Zwischen den Frageblöcken sind meditative Landschafts- und Naturaufnahmen von Pius Neumaier eingeschoben, untermalt von Musik, die Stephan Willing eigens komponiert hat. Diese Erzählstruktur verleiht dem Film eine einzigartige Atmosphäre der Ruhe und der Nachdenklichkeit.

Was mich persönlich tief berührt hat, sind die ehrlichen Einblicke in die Leben der Protagonisten. Ihre zum Teil sehr persönlichen Geschichten zeigen die Vielfalt menschlicher Erfahrungen und die universelle Suche nach Selbstliebe und Selbstakzeptanz. Besonders eindrücklich war die Erkenntnis, dass trotz aller Widrigkeiten und Herausforderungen Mut und Zuversicht – und mit ihnen die Selbstliebe – erkämpft und bewahrt werden können.

„...wie Dich selbst?“ ist mehr als nur ein Dokumentarfilm; es ist ein intimes Porträt menschlicher Resilienz und innerer Stärke. Die Offenheit, mit der die Protagonistinnen und Protagonisten ihre Geschichten teilen, macht den Film zu einem außergewöhnlich berührenden Erlebnis. Es zeigt sich, dass der Weg zur Selbstliebe komplex, manchmal schmerzhaft, aber immer lohnend ist.

Dieser Film ist eine eindringliche, sehr persönliche Auseinandersetzung mit dem Wesen der Selbstliebe. Er lädt uns ein, über unsere eigenen Leben nachzudenken und möglicherweise eine tiefere Verbindung zu uns selbst zu finden. Für alle, die sich auf eine sanfte, nachdenkliche Erkundung dieses essenziellen Themas einlassen möchten, ist „...wie Dich selbst?“ eine unbedingte Empfehlung.

Christian Schmitt
 

Infos zum Film:

Filmtitel: „wie Dich selbst?“ 
Dokumentation
Regie: Ralph Gladitz und Susanne Petz
Produktion: 2023 (Deutschland)
Länge: 87 Minuten
Ausführlichere Infos: https://www.wie-dich-selbst.de/Film/