Weihnachten finden

Weihnachten ist mehr als nur ein Fest der Gefühle. Es geht um die Menschwerdung Gottes und um unser Menschsein, meint Pfarrer Stephan Schwab.

Wie finden Sie denn Weihnachten?

An Weihnachten scheiden sich die Geister. Die einen finden es das schönste Fest des ganzen Jahres. Sie erfreuen sich an den geschmückten Straßen, den Weihnachtsmärkten, sie genießen den Kerzenschein, lieben die weihnachtlichen Düfte von Lebkuchen und Plätzchen, freuen sich über die Geschenke und daran, dass die Familie zusammenkommt und wieder einmal Zeit füreinander hat. Ein Fest, bei dem alle Romantiker voll auf ihre Kosten kommen.

Andere finden Weihnachten ganz anders: Für sie ist Weihnachten ein Fest, das mit dem größten Stress des Jahres verbunden ist: Geschenke kaufen, die dann doch keiner will. Plätzchen backen, obwohl gar keine Zeit ist. Vorbereitungen ohne Ende, nur, dass man einen Abend lang einen auf heile Welt machen kann. Sie denken an Streit, der sicherlich wieder am Heiligen Abend ausbricht, nur weil sich jeder andere Vorstellungen von Weihnachten macht. Ein Fest, bei dem alle Nerven blank liegen.

Deshalb entfliehen immer mehr Menschen dem weihnachtlichen Treiben und machen Urlaub.

Doch wie finden Sie Weihnachten?

Weihnachten ist mehr als nur ein Fest der Gefühle. Es ist ein Fest, bei dem es um die Menschwerdung Gottes geht. Gott wird Mensch und will es wieder werden in uns und durch uns. Seine Liebe zu uns Menschen soll in uns Hand und Fuß bekommen. Darum geht es an Weihnachten.

Weihnachten lässt uns somit wieder unser Menschsein in den Blick nehmen: Was brauche ich als Mensch? Was tut mir und den anderen gut? Liebe, Geborgenheit, Akzeptanz, Anerkennung, Wertschätzung.

In all den vielen Vorbereitungen um das Weihnachtsfest geht es im Grunde um nichts anderes: Dem anderen zu zeigen: Du bist mir wertvoll. Deine Gegenwart tut mir gut.

Und wie finden Sie also Weihnachten?

Vielleicht finden Sie Weihnachten beim Glühweintrinken auf dem Weihnachtsmarkt, wo Sie sich wieder einmal Zeit nehmen für alte Freunde.

Vielleicht finden Sie Weihnachten bei den Weihnachtsgottesdiensten oder beim Weihnachtskonzert in der Kirche, die Sie innerlich anrühren und in Stimmung versetzen.

Vielleicht auch beim Plätzchenbacken mit den Kindern oder beim Geschenke verpacken, wo Sie an einen Menschen denken, dem Sie eine Freude machen wollen.

Vielleicht finden Sie Weihnachten beim Besuch der kranken Oma, die sonst allein ist und durch ihren Besuch wieder aufblüht.

Vielleicht auch beim Schreiben einer Weihnachtskarte an einen Menschen, dem Sie schon lange nicht mehr geschrieben haben oder mit dem Sie im Streit liegen.

Wo immer wir Zeichen der Menschlichkeit setzen, findet Weihnachten statt. Wo Menschen menschlich und liebevoll miteinander umgehen, lässt sich Weihnachten finden.

Wir müssen nicht gleich die ganze Welt verändern. Es genügt schon, wenn wir ein Zeichen der Menschlichkeit setzen. Dann wird da spürbar, dass es langsam – aber sicher – Weihnachten wird.

Gleich wie Sie Weihnachten finden – an Weihnachten geht es um uns als Mensch und um eine menschenfreundliche Welt.

Finden Sie nicht auch?

Stephan Schwab In: Pfarrbriefservice.de

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Das Schwerpunktthema für Dezember 2007

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Text: Stephan Schwab
In: Pfarrbriefservice.de