Wer sich verschenkt, gewinnt Lebensenergie
Wenn man Ehrenamtliche fragt, was ihr Engagement ihnen gibt, fallen die Antworten unterschiedlich aus: Das gute Gefühl, gebraucht zu werden, gibt Selbstbewusstsein und Zufriedenheit. Wer sich um andere kümmert, lernt, das eigene Leben mit anderen Augen zu sehen und Belastungen ins Verhältnis zu den eigenen Chancen und Kräften zu setzen.
Eigene Gaben einzubringen und Gutes weitergeben zu können, stellt Menschen hinein in den Kraftstrom des Lebens – und das macht glücklich. Victor Frankl, der Begründer der Logotherapie, hat im Konzentrationslager die Entdeckung seines Lebens gemacht. Alles hänge davon ab, sagt er, ob wir einen Sinn in unserem Leben und auch in unserem Leiden finden. Am Ende kommt es nicht darauf an, wie reich und angesehen wir waren, wie gut wir aussehen, ob wir fit und gesund sind. Es kommt darauf an, ob unser Leben Bedeutung für andere hat – und sei es nur für einen Menschen, den wir lieben. Es kommt darauf an, dass wir unseren Beitrag leisten – und sei er noch so klein –, damit Güte und Gerechtigkeit sich ausbreiten. Wer darauf schaut, erträgt auch Demütigungen, an denen andere zerbrechen. Victor Frankls Studien zeigen: Wer sich auf diese Weise verschenkt, gewinnt Lebensenergie, Geduld und Hoffnung und Widerstandskraft in Krisen, ja sogar Lebenszeit. Wir schöpfen Lebensmut daraus, dass wir nicht nur für uns selber leben.
„Gebt, so wird Euch gegeben“, sagt Jesus im Evangelium. „Ein volles, gedrücktes, gerütteltes und überfließendes Maß wird man in Euren Schoß geben“ (Lk 6,38). Interessanterweise war es nicht die Kirche, die diesen Gedanken aufgegriffen hat: Der Deutsche Engagementpreis wird unter dem Claim „Geben gibt“ verliehen. Mir fallen dabei Engagierte mit ganz unterschiedlichen Fähigkeiten ein: von Jamie Oliver mit seiner Kinderspeisung bis zu Monika Hauser, die sich für vergewaltigte Frauen einsetzt. Ob Koch oder Gynäkologin, ob Migrantin oder Erwerbsloser: Jeder, der seine Talente einbringt, kann damit sich selbst finden. Die Kirche hat die wichtige Aufgabe, gerade denen, die sich benachteiligt fühlen, zu helfen, ihre Talente zu entdecken und sie nicht zu vergraben. […]
OKRin Cornelia Coenen-Marx, EKD Hannover
aus: Ehrenamtlich in die Zukunft? Beobachtungen zum Ehrenamt in der Kirche. in: Themenheft zur Woche für das Leben, „Einsatz mit Gewinn“, 2011, S. 12f. www.woche-fuer-das-leben.de
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Text: Cornelia Coenen-MarxIn: Pfarrbriefservice.de