Wie können sich Gemeinden ein Beispiel an Sankt Martin nehmen?

Tipps von Manfred Becker-Huberti

Prof. Dr. theol. Manfred Becker-Huberti ist Katholischer Theologe und Journalist, Experte für Religiöse Volkskunde, Autor und Honorarprofessor an der Philosophisch-Theologischen Hochschule Vallendar. Bis 2011 war er Lehrbeauftragter an der Katholischen Hochschule NRW, Abt. Köln. Er hat im Erzbistum Köln den Privaten Rundfunk aufgebaut, war der erste Beauftragte der Deutschen Bischofskonferenz bei RTL und wirkte von 1991 bis 2006 als Pressesprecher des Erzbistums Köln und Leiter der Stabsabteilung Presse im Kölner Generalvikariat. In drei Tipps verrät er, wie es einer Gemeinde gelingt, ein bisschen zu sein, wie Sankt Martin es war. Er verrät, wie Sankt Martin im Heute und Jetzt lebendig wird. Und wie die Gemeindemitglieder seine Einstellung und seine Haltung leben können.

Tipp 1 „Sammelaktion für Flüchtlinge“

Prof. Dr. Manfred Becker-Huberti: „Sie können in den Gemeinden Sammlungen organisieren. Vielleicht für ein Flüchtlingsheim, das in der Nähe ist. Bestimmt haben die Menschen dort Bedarf an Kinderspielzeug, Kinderwagen oder ähnlichem. Sie können solche Dinge in der Pfarrei sammeln und den Flüchtlingen zur Verfügung stellen. So eine Aktion darf man allerdings nicht als Abfallhaufen missbrauchen, indem man all das hingibt, was man sonst wegwerfen würde. In jeder Familie gibt es einen Bestand an Sachen, der nicht mehr gebraucht wird, aber den man trotzdem liegen lässt, weil man ihn für zu gut hält, um ihn wegzuwerfen oder abzugeben. Diese Dinge würden sich sehr gut eigenen. Es ist ein kollektives Mantelteilen, weil sich eine ganze Gemeinde engagiert.

Übrigens: Die Sammlung darf auch ökumenisch sein. Sie können sie mit der evangelischen Gemeinde zusammen organisieren und sich in diesem Sinne solidarisieren."

Tipp 2 „Kommunionkinder in Gemeinschaft mit fremden Kindern“

Prof. Dr. Manfred Becker-Huberti: „Kommunionkinder können fremde oder muslimische Kinder aus der Nachbarschaften einladen, sich an Martin zu beteiligen. Man integriert sie, bastelt mit ihnen Lampions, nimmt sie mit, beim Martinszug. Hier im Rheinland, wo ich zu Hause bin, „gripschen“ oder „heischen“ wir noch. Das bedeutet, dass die Kinder von Haus zu Haus ziehen, singen und eine kleine Gabe bekommen. Warum die fremden Kinder nicht mitnehmen und sie das miterleben lassen? Anschließend können alle gemeinsam zusammensitzen und bei Tee und Kakao das knabbern, was sie erhascht haben."

Tipp 3 „Firmlinge besuchen eine Suppenküche“

Prof. Dr. Manfred Becker-Huberti: „Für die Firmung eignet es sich, die Suppenküche der Franziskaner zu besuchen. Sie erleben die tollsten Dinge. Plötzlich bekommen Sie mit, dass Leute nachdenklich werden. Dass sie sich fragen, wo ist meine Seite, wo berührt mich das, was hab ich damit zu tun? Da müssen die Jugendlichen hingeführt werden und manchmal muss ihnen jemand die Augen öffnen und ihnen das Elend aus der Nähe zeigen. So erfahren sie, wie wichtig es ist, dass sie sich anderen zuneigen."

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Text: Ronja Goj
In: Pfarrbriefservice.de