„Wie war das noch gleich?“

Beispiel für ein Gespräch in der Haltung der Gewaltfreien Kommunikation

Wie ein Gespräch verlaufen kann, das von einer inneren Haltung der Achtsamkeit und Wertschätzung für die Bedürfnisse des:der Nächsten getragen ist, zeichnet Monika Knaus hier an einem Beispiel nach. Grundlage ist die Gewaltfreie Kommunikation (GfK) – ein friedensstiftendes, auf Empathie basierendes Kommunikationskonzept zur Konfliktbewältigung, das ursprünglich von Marshall B. Rosenberg entwickelt wurde. [Die kursiv in eckigen Klammern gesetzten Sätze geben hier den inneren, nicht offen ausgesprochenen Dialog wieder, der parallel zum Gespräch läuft.]

Besuch bei meiner Mutter im 30 km entfernten Altenheim. Ich habe meine Arbeitsstunden reduziert, damit ich sie 2x pro Woche nachmittags besuchen kann.

Mutter: Ach, lässt Du Dich auch mal wieder blicken?

Ich: [tief durchatmend] Ja Mama, heute ist Dienstag. Ich komme doch jeden Dienstag und Freitag.

Mutter: Ja, ja, ich weiß.

Ich: Am Wochenende hatten wir die Köhlers zu Besuch. Mit denen waren wir auf dem Kohlberg. Weißt Du, da sind doch Papa und Du oft mit uns zum Wandern gewesen.

Mutter: Ja, und jetzt bist Du mit Freunden unterwegs, die sind Dir wohl wichtiger.

[Mir bleibt gerade die Luft weg und es wird eng in der Kehle. Ich weiß jetzt schon, wie es weitergeht. Wenn ich jetzt erkläre, mich rechtfertige, um Verständnis bitte, werde ich hinterher so frustriert sein, dass ich alle Lust verliere sie zu besuchen. Wie war das noch im GFK Kurs? Sie drückt nur ein Bedürfnis aus und das halt auf eine SEHR unangenehme Art. Worum geht’s ihr wohl?]

Ich: Das hört sich so an, als bist Du wirklich unsicher, dass Du mir und uns wichtig bist.

Mutter: Ha ja, mich habt Ihr ins Altenheim abgeschoben.

Ich: Hast Du Angst, dass Du nicht mehr zu uns gehörst?

Mutter: [mit feuchten Augen] Ja, ich fühle mich hier so alleine. Und ich denke, dass ich doch nur noch eine Last bin.

Ich: [Ok, jetzt teile ich was von mir mit.] Das tut mir leid das zu hören, es macht mich traurig, weil Du mir wichtig bist und ich so gerne hätte, dass es Dir gut geht. Und ich weiß gar nicht, wie ich Dir das vermitteln kann.

Mutter: Ach komm her mein Kleines und drück Deine alte Mutter mal und dann lass uns etwas spazieren gehen.

[Unglaublich, der GFK-Kurs zeigt Früchte, obwohl ich bestimmt nicht alles „richtig“ gemacht habe. Und es stimmt tatsächlich, die Haltung machts. Wenn ich denke, meine Mutter ist unmöglich und kritisiert mich nur, dann lande ich im Frust, wenn ich denke, das hat mit mir nichts zu tun, sie sagt es halt auf diese abwertende Weise, wird mir alles leichter und ich komme in einen echten Kontakt mit ihr. Ich freue mich auf den nächsten Besuch.]

Monika Knaus, In: Pfarrbriefservice.de

Monika Knaus ist CNVC-zertifizierte Trainerin für Gewaltfreie Kommunikation. Die diplomierte Sozialpädagogin lernte die GfK vor über 15 Jahren kennen und ist seit 1.7.2017 als GfK-Trainerin selbstständig. Kontakt: knaus.monika@gmail.com

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Text: Monika Knaus
In: Pfarrbriefservice.de