Wozu Paten?
Von den Abenteuern des Patenamtes
"Mein Patenonkel hat mich über die Taufe gehalten", sagen die Alten. In diesen Zeiten, als man Kinder möglichst rasch nach der Geburt taufte, lagen die Mütter noch im Wochenbett. Dann mussten die Paten für die Taufe des Kindes sorgen und den Säugling über das Taufbecken halten. Starben die Eltern, waren die Paten sogar verpflichtet, für das Kind zu sorgen.
Diese Zeiten haben sich geändert. Eltern sterben nicht mehr so oft und hinterlassen kleine Kinder. Daher ist es sogar mittlerweile nicht mehr unabdingbar, bei der Taufe Paten zu benennen. Aber es empfiehlt sich sehr. Denn die Paten versprechen, sich um die religiöse Erziehung des Kindes zu kümmern. Doch ist das nicht die Aufgabe der Eltern?
Tatsächlich werden die Eltern bei der Taufe genauso nach ihrem Glauben gefragt wie die Paten. Und sicherlich sind sie die ersten Bezugspersonen für das Kind, auch in Sachen des Glaubens. Erfahrungsgemäß tun sich aber viele Eltern schwer mit dieser Aufgabe. Sie sind sehr auf die Erziehung des Kindes bedacht und häufig überfordert mit dem Alltag. Der Sonntag wird dann lieber mit einem ausführlichen Frühstück gefeiert als mit einer Heiligen Messe. In diesem Klima kann der Glaube nicht so einfach vermittelt werden. Und da die Eltern in erster Linie als Erzieher auftreten, sind sie vielleicht auch zeitweise nicht die geeigneten Verkünder des Glaubens an den bedingungslos liebenden Gott.
Hier haben die Paten andere Möglichkeiten. Sie verkörpern die geschenkte Zuwendung, das Entzücken über das Kind. Sie können in die emotionale Lücke vordringen, die bleibt, wenn sich Kinder nach Liebe sehnen, aber Eltern besorgt über die Schulnoten sind. Die Paten stehen nicht unter diesem Stress. Auch wenn sie nicht pedantisch auf den regelmäßigen Gottesdienstbesuch achten sollten, können sie doch über die Zweisamkeit mit dem Patenkind, über die gelegentliche Erfüllung von Herzenswünschen oder durch aufregende Ausflüge viel dazu beitragen, dass der Glaube vorgelebt wird, aber bei diesen Gelegenheiten auch zur Sprache kommt.
Die Herausforderung ist groß. Sie anzunehmen bedeutet, mit dem Kind zu wachsen, kommunikativ und gerade auch geistlich. Kinderfragen decken Wissenslücken auf. Sie zu füllen, gehört zu den Abenteuern des Patenamtes.
Andreas Bell
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Text: Andreas BellIn: Pfarrbriefservice.de