Zehn Tipps für eine gute Nachbarschaft
Tipp 1: Sagen Sie „Hallo“!
Es sind Szenen, die sich in vielen Treppenhäusern tagtäglich abspielen: Zwei Nachbarn gehen grußlos aneinander vorüber – oft sogar, ohne sich auch nur eines Blickes zu würdigen. Dabei kann ein einfaches „Hallo!“ oder „Guten Tag!“ schon so viel dazu beitragen, dass wir unser Gegenüber viel freundlicher wahrnehmen. Natürlich, für den Zusatz „Wie geht‘s?“ bleibt oft keine Zeit, da man ohnehin schon (zu) spät dran ist, aber eine simple Begrüßung hilft – sowohl im Alltag als auch schon beim Einzug. Wenn Sie in ein neues Viertel oder in ein Mehrfamilienhaus ziehen, stellen Sie sich doch kurz Ihren Nachbarn vor. Sie werden sehen, das bricht das Eis sofort – und wenn Sie schon einmal ins Gespräch kommen, können Sie die Gelegenheit gleich für wichtige Fragen nutzen, wie z. B.: Wo ist ein guter Supermarkt? Gibt es in der Nähe ein gutes Restaurant? Wann wird der Müll abgeholt? Geben Sie solche Informationen im Gegenzug auch an neue Nachbarn weiter, die Sie begrüßen.
Tipp 2: Lernen Sie Ihre Nachbarn kennen!
Zeigen Sie Interesse an Ihren Nachbarn! Sie müssen im ersten Gespräch noch nicht die ganze Lebensgeschichte erfragen (das wirkt aufdringlich und vermutlich haben Ihre Nachbarn genauso wenig Interesse daran wie Sie), aber signalisieren Sie höfliche Neugier. Haben Sie Kinder? Welchen Beruf üben Sie aus? Das sind Fragen, die Sie durchaus stellen dürfen, ohne dass Sie gleich wegen übertriebener Neugier an den sprichwörtlichen Pranger gestellt werden. Ganz wichtig: Starten Sie kein Verhör, sondern bleiben Sie stets auf eine gesunde Weise distanziert! Sie können nicht von jedem Nachbarn erwarten, dass dieser genauso aus dem Nähkästchen plaudert wie Ihre Freunde. Geben Sie Ihren Nachbarn im Gegenzug auch ähnliche Informationen von sich selbst. Der Vorteil: Sie lernen sich gegenseitig besser kennen und wissen dann so nebenbei auch, ob Ihre neuen Nachbarn vielleicht besondere Arbeitszeiten haben, z.B. frühmorgens oder nachts. Stellen Sie ruhig auch die Frage nach besonderen Schlafzeiten, das sollte kein Tabuthema sein. Sind Ihre Kinder vielleicht manchmal etwas lauter? Auch darüber können und sollten Sie reden. Bitten Sie Ihre neuen Nachbarn, Ihnen sofort Bescheid zu sagen, falls sie etwas stört. Nur so kann ein Klima des grundsätzlichen Vertrauens etabliert und auch gehalten werden.
Tipp 3: Nehmen Sie Rücksicht aufeinander!
Die Hausordnung zu kennen ist gut – sie auch einzuhalten ist besser. Das beginnt bei einfachen Dingen: beim Lärm, beim Rauchen. Wenn Sie etwas über das übliche Maß hinaus machen wollen, kontaktieren Sie Ihre Nachbarn und holen Sie deren Unterstützung und Einverständnis ein. Das gilt beispielsweise, wenn Sie die Lautsprecher Ihrer Stereoanlage in der Wohnung aufstellen. Besonders in älteren Mehrfamilienhäusern können Decken und Wände Lärm sogar verstärken. Wenn Leute unter Ihnen wohnen, ist es ratsam, eine Trittschalldämmung unter Ihren Fußbodenbelag zu legen und die klassischen „Hauspatschen“ den Schwedischen Holzschuhen oder Stöckelschuhen vorzuziehen.
Sollten Sie ein Fest feiern, laden Sie Ihre Nachbarn am besten auch mit ein. Falls Sie sich (noch) nicht so prächtig verstehen, lassen Sie sie zumindest wissen, wann die Party beginnt und wie lange sie ungefähr dauern wird. Bitten Sie Ihre Gäste vor dem Haus auch, ab einer bestimmten Uhrzeit etwas leiser zu sein. Geben Sie Ihren Nachbarn eine Telefonnummer, damit sie sich melden können, wenn es zu laut für sie wird. Bedanken Sie sich am nächsten Tag mit einer kleinen Aufmerksamkeit für ihr Verständnis. Sie werden sehen: Wenn Sie das nächste Mal eine Tasse Zucker, Reste von Wandfarbe oder einen Tipp für einen guten Hausarzt brauchen – Sie werden alles bekommen! Es sind die kleinen, freundlichen Gesten, die eine gute Nachbarschaft erhalten. Und ein kleiner Tipp noch, falls Sie auf der Terrasse grillen: Schauen Sie, ob noch Wäsche auf der Leine Ihrer Nachbarn hängt! Keiner mag es, wenn seine Wäsche nach dem Aufhängen stinkt – Sie doch auch nicht, oder?
Tipp 4: Reden Sie miteinander!
Das ist ganz wichtig: Suchen Sie den Kontakt zu Ihren Nachbarn nicht nur dann, wenn Sie etwas brauchen oder etwas zu erzählen haben, sondern erkundigen Sie sich auch „einfach so“ nach dem Befinden Ihrer Nachbarn. Vielleicht haben sie Ihnen ja eine Neuigkeit zu berichten, die auch für Sie interessant oder spannend sein könnte – vielleicht aber auch nicht. Dann war es hoffentlich trotzdem ein gutes Gespräch für Sie. Nicht jede Konversation muss auf eine Absicht hinauslaufen.
Tipp 5: Kontrollieren Sie Ihre Haustiere!
Ein ebenso wichtiger Punkt: Achten Sie darauf, dass Ihr Hund nicht ununterbrochen bellt, sammeln Sie in den Grünanlagen um das Haus seine Exkremente ein und lassen Sie ihn nicht unbeaufsichtigt auf den Rasen Ihrer Nachbarn. Bitten Sie auch hier Ihre Nachbarn, sich bei Ihnen zu melden, wenn es Probleme geben sollte, z. B. wenn Ihr Hund in Ihrer Abwesenheit viel bellt. Versetzen Sie sich in die Position Ihrer Nachbarn – fremder Lärm stört oft viel mehr als eigener.
Tipp 6: Parken Sie Ihr Auto dort, wo es hingehört!
Das gilt sowohl für Ihr Auto als auch für das Ihrer Gäste! Sie haben einen Parkplatz und im Normalfall gibt es Besucherparkplätze in jeder Wohnsiedlung – das gibt Ihnen aber nicht das Recht, auch die Einfahrten Ihrer Nachbarn zuzuparken. Respektieren Sie das und ermutigen Sie Ihre Gäste auch dazu, mit dem Öffentlichen Nahverkehr zu fahren und einen kleinen Fußmarsch einzuplanen, falls es mit den Parkflächen bei Ihnen wirklich einmal knapp werden sollte. Lassen Sie Ihren Motor auch auf keinen Fall spätnachts oder frühmorgens laufen. Das kostet unnötig Benzin, belastet die Umwelt, ist schlecht für den Motor und kann Ihre Nachbarn nerven. Das Schlagen von Autotüren ist genauso tabu wie das Leuchten der Scheinwerfer ins Schlafzimmer. Niemand will mitten in der Nacht geweckt werden.
Tipp 7: Das Grundstück der Nachbarn ist tabu!
Damit schließt sich der Kreis: Genauso wenig wie Ihr Auto auf dem Parkplatz Ihrer Nachbarn etwas verloren hat, haben Sie etwas auf einem fremden Grundstück zu suchen – es sei denn, Sie haben die Erlaubnis dafür. Respektieren Sie die Privatsphäre Ihrer Nachbarn und pflanzen Sie keine Pflanzen oder Bäume direkt an der Grundstücksgrenze – schauen Sie auch, dass Ihr Müll fern davon bleibt.
Tipp 8: Achten Sie auf Sauberkeit!
Womit wir beim Thema wären: Selbst Ihre Terrasse sollten Sie aus hygienischen und ästhetischen Gründen nicht zu einer Müllhalde umfunktionieren – die Ihrer Nachbarn aber schon gar nicht. Das bedeutet auch: Keinen Müll direkt an der Grundstücksgrenze lagern, jede Art von Müll immer artgerecht entsorgen und auch jede Art von Gestank vermeiden – übermäßiger Zigarettenrauch oder das Abheizen von Grünschnitt außerhalb der erlaubten Zeiten in einem Kalenderjahr sind tabu!
Tipp 9: Kleine Dienste erhalten die Freundschaft!
Ihre Nachbarn fahren auf Urlaub? Bieten Sie ihnen doch an, sich in der Zwischenzeit um die Post oder um die Pflanzen zu kümmern. Sie werden sehen, Ihre Nachbarn werden das auch für Sie tun.
Tipp 10: Schauen Sie nicht weg!
Auch wenn es Sie eigentlich nichts angeht und Sie selbst wahrscheinlich schon genug um die Ohren haben: Haben Sie auch ein Auge auf die Sorgen und Nöte anderer. Und das Wichtigste: Schauen Sie auf keinen Fall weg, wenn etwas Gravierendes in Ihrer Nachbarschaft passiert oder Sie irgendeine Form von Gewalt bemerken. Wenden Sie sich in diesem Fall an die dafür spezialisierten Stellen. Wenn Sie Gewalt beobachten, ist immer die Polizei zuständig, bei Kindeswohlgefährdung gibt es die Hotlines der Kinder- und Jugendhilfe. Im Konfliktfall gibt es in einigen Städten eigene Konfliktlösungsunterstützung.
Und noch etwas ganz Wichtiges zum Schluss: Haben Sie Geduld mit Ihren Nachbarn und seien Sie tolerant – jeder macht mal Fehler! Das bedeutet auch mal, ein Auge zuzudrücken. Das bedeutet aber nicht, dass Sie alles in sich hineinfressen müssen. Sprechen Sie die Dinge ruhig an, die Ihnen nicht passen – aber machen Sie es stets höflich und wertschätzend. Erzählen Sie Ihren Nachbarn nicht nur das Problem, überlegen Sie auch, was sie sich wünschen würden und was Sie selbst zur Veränderung beitragen könnten. Das kann es für die Nachbarn auch leichter machen, auf ein Gespräch einzusteigen.
Niklas Sieger
Quelle: blog.friedensbuero-graz.at, In: Pfarrbriefservice.de
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Text: Niklas Sieger, Quelle: blog.friedensbuero-graz.atIn: Pfarrbriefservice.de