Zeitumstellung - ein Selbstversuch

Ich habe einen Selbstversuch gemacht. Ich wollte die Umstellung von der mitteleuropäischen Sommerzeit auf die mitteleuropäische Winterzeit bewusst miterleben, wenn der Zeiger der Uhr von drei auf zwei Uhr wieder zurück gestellt wird. Die perfekte Zeit für eine Auszeit. Es geht praktisch keine Stunde verloren. Um halb zwei stand ich auf und setzte mich in die Küche vor unsere große, alte Standuhr. Die erste Stunde zwischen zwei und drei Uhr vertrieb ich mir damit, dass ich ausrechnete, wie viel das Gewicht pro Stunde absinkt, wie viel Sekunden ein Tag hat, verglich meinen Herzschlag mit dem Pendelschlag der Uhr und ähnlichen Zeitfragen. Kurz vor drei Uhr wuchs die Spannung. Wie werde ich die gleiche Stunde, die gerade vorüber gegangen war, erleben. Was wird passieren?

Punkt drei Uhr schob ich den Zeiger auf zwei Uhr zurück. Die gleiche Stunde konnte ich jetzt noch einmal erleben. Ich wartete auf ein déjà vu. Aber es geschah nichts. Die Uhr lief einfach weiter. Ich starrte auf den Zeiger, der sich nur ganz langsam weiter bewegte. Plötzlich glaubte ich meinen Augen nicht trauen zu können. Der Minuten-Zeiger ging rückwärts zunächst fast unmerklich, dann immer schneller, blieb kurz stehen, raste mit atemberaubender Geschwindigkeit weiter rückwärts, krümmte sich, wurde zur Spirale, schnellte wieder zurück in die normale Gestalt. Die Uhr grinste mich diabolisch an, kam auf mich zugewankt, drohte auf mich zu stürzen, bewegungsunfähig blieb ich sitzen. „Du wirst das Rätsel der Zeit und das Geheimnis der Auszeit niemals lösen“, sagte mir die Uhr drohend, während sie mich von oben herab betrachtete. Und anschließend hörte ich die ironische Stimme meiner Frau: „Bist Du bei Deinem Selbstversuch eingeschlafen?“

Für die nächste Umstellung von Sommer- auf Winterzeit werde ich mir eine Uhr bauen lassen, die in den zwei Stunden Echtzeit nur eine Stunde weiter geht.

Jürgen Damen

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Das Schwerpunktthema für Februar 2008

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Text: Jürgen Damen
In: Pfarrbriefservice.de