Doppelseiten vor Augen haben
Sobald der Leser jetzt das Heft aufschlägt, sollen ihn optisch ansprechende Seiten erwarten. Damit das gedruckte Resultat auch wirklich gut aussieht, muss schon bei der grafischen Planung beachtet werden, dass der Leser später immer Doppelseiten gleichzeitig vor Augen hat. Wenn nicht schon bei der Gestaltung einer Seite zugleich an die Nachbarseite gedacht wird, verfehlt ein sorgfältig ausgetüfteltes Seitenlayout schnell seine Wirkung.
Einen Satzspiegel festlegen
Grafische Gestaltung ist keine wilde Spielerei. Ein gutes Layout zeichnet sich dadurch aus, dass es die Inhalte so attraktiv präsentiert, dass es Spaß macht, sich mit ihnen zu beschäftigen. Zugleich muss die Gestaltung dem Leser helfen, sich schnell in einer Publikation zu Hause zu fühlen. Sie nimmt ihn an die Hand und führt ihn zuverlässig durch das Blatt. Wichtig ist dabei zunächst einmal ein klar definierter Satzspiegel. Er gibt vor, in welchem Teil der Seite die verschiedenen Elemente angeordnet werden und welche Flächen auf der Seite frei bleiben.
Der Satzspiegel-Rand
Jedes bedruckte Blatt hat an allen vier Seiten einen festgelegten Rand, der sich wie ein weißer Rahmen um die gestaltete Fläche legt. Er gibt der Seite ihren Halt, wird allerdings auch aus technischen Gründen benötigt. Die Druckmaschinen benötigen in der Regel einen Zugriffsrand, der nicht bedruckt werden kann. Die Breite dieses Randes schwankt. Als Minimallösung gilt: Wenigstens einen Zentimeter sollte man wählen. Nach oben gibt es keine Beschränkung. Gerade bei einem Pfarrbrief im Format DIN A 4 kann ein betonter Rand sehr ansprechend wirken. Dieser freie Raum lädt das Auge zum Entspannen ein. Der Rand darf an den vier Seiten übrigens auch verschieden ausfallen. Oft ist er in der Heftmitte größer als an der Außenkante.
Eine Faustregel
Als Faustregel für die Gestaltung des Satzspiegels nennen manche Grafiker folgende Formel: Der Außenrand muss zunächst einmal so groß gewählt sein, dass er ein optisches Auseinanderfallen der Seiten verhindert. Der Innenrand in der Heftmitte ist dann anderthalbmal so stark. Der obere Rand beträgt etwa vier Fünftel des Außenrandes, der untere Seitenrand etwa sieben Fünftel. Mit einem Taschenrechner ist diese mathematische Spielerei schnell erledigt. Und in den meisten Fällen haut sie hin - das Ergebnis gefällt.
Den Rand gestalten
Ganz frei bleibt solch ein Satzspiegel-Rand allerdings nicht. Er bietet am oberen Seitenrand den Raum für einen Seitenkopf, der den Rubrikentitel und eventuell auch die Paginierung (Seitenzahl) enthält. Der Rubrikentitel wird meist typografisch angegeben. Sehr gut sieht es auch aus, wenn er mit einer Vignette bzw. einem Piktogramm kombiniert wird. Diese stark reduzierten Illustrationen können schneller wahrgenommen werden als ein Wort. Noch dazu lockern sie als optisches Element die Gestaltung auf. Wichtig ist aber, dass passende und gefällige Piktogramme für alle Rubriken des Pfarrbriefs zur Verfügung stehen. Bevor verschiedenartige Vignetten miteinander kombiniert werden, sollte man lieber auf dieses Element verzichten. Der Seitenkopf wird grundsätzlich außerhalb des Satzspiegels angeordnet, damit das Auge ihn schon auf den ersten Blick findet. Er hilft dem Leser, sich direkt im Heft zu orientieren. Die Seitenangabe kann natürlich auch unten auf der Seite stehen oder an der äußeren Heftseite. Wichtig ist nur, dass die Seitenzahl gut sichtbar platziert wird.
Einheitliches Layout
Solch ein Satzspiegel wirkt nur dann, wenn er sich einheitlich durch das ganze Heft zieht. Er ist das erste Gestaltungsprinzip, an dem sich das Layout jeder Seite orientieren muss. Doch keine Regel ohne Ausnahme. Es lockert ein Layout auf, wenn diese Gestaltungsregel gelegentlich durchbrochen wird. Ein Foto darf den Satzspiegel auch schon einmal sprengen. Es wird so platziert, dass es bis zum eigentlichen Seitenrand reicht. Grafiker sprechen dann davon, dass das Bild in den „Anschnitt" gesetzt wird.
Von Spalten und Spaltenbreiten
Innerhalb des Satzspiegels werden Texte und Bilder in Spalten angeordnet. Bei normal großer Schrift sollte eine Spalte nicht breiter als acht Zentimeter sein, da sie sonst schwer lesbar wird: Das Auge ermüdet schnell, weil es ihm Mühe macht, vom Ende der einen Zeile zum relativ weit entfernten folgenden Zeilenanfang zu springen. Zu eng darf die Spaltenbreite allerdings auch nicht gewählt sein, da der Text sonst nicht gut „fließt". Außerdem ermüdet das Auge, da es zu oft zwischen Zeilenende und Zeilenanfang springen muss. Pfarrbriefe im Format DIN A5 haben in der Regel eine oder zwei Spalten. Bei Publikationen im Format DIN A 4 bieten sich zwei oder drei Spalten an. Die meisten Pfarrbrief-Redaktionen werden sich für gleich große Spalten entscheiden. Auch die meisten Zeitungen und Zeitschriften haben in ihrem Layout nur eine einzige Spaltenbreite definiert. Pfiffig kann es aber wirken, neben der normalen Spaltenbreite mit einer Marginalspalte zu arbeiten. Sie ist deutlich kleiner als die normale Spaltenbreite, und in ihr wird auch kein Fließtext untergebracht. Sie schafft jedoch Raum für Überschriften, Zwischenüberschriften, Bildunterschriften etc.
Bilder von Anfang an einplanen
Den meisten Pfarrbriefen sieht man an, dass zunächst Texte vorlagen, zu denen dann ein paar auflockernde Elemente gesucht wurden: Grafiken, Fotos ... Meist werden die Bilder stiefmütterlich behandelt. Das ist fatal. Denn ein gutes Foto haftet besser im Gedächtnis als ein noch so interessanter Artikel. Jede Zeitungsredaktion positioniert zunächst die Fotos, bevor sie festlegt, wo welcher Text hingehört. Was den von Profis gemachten Zeitungen recht ist, sollte den Gemeindepublikationen billig sein. Bei der Gestaltung eines Gemeindebriefes müssen Bilder deshalb von Anfang an mit berücksichtigt werden. Je mehr Fotos abgedruckt werden, desto attraktiver wird das Heft.
Auf ein ruhiges und übersichtliches Satzbild achten
Für den Fließtext bietet sich der Blocksatz an, gerade bei schmalen Spaltenbreiten. Doch auch der linksbündige Flattersatz hat bei ausreichendem Platz seine Berechtigung. Oberstes Ziel für alle Grundtexte sollte ein ruhiges Satzbild bei gleichzeitig guter Lesbarkeit sein.
Zentriert gesetzt kann mitunter ein meditativer Text seinen Charakter gut entfalten - vor allem, wenn er nicht zu lang ist und das Auge beim Lesen nicht zu stark beansprucht wird. Der Rauhsatz kann zur Gestaltung von Sonderseiten, bei Gedichten etc. genutzt werden. Doch sollte er nicht direkt so gedruckt werden, wie der Computer ihn automatisch setzt. Sorgfältig muss jede Zeile geprüft werden, ob nicht mit einer anderen Trennung der Textverlauf gefälliger wird.
Texte ansprechend präsentieren
Text wirkt nie besonders einladend, da es zunächst Mühe bereitet, ihn zu lesen. Deshalb muss bei der Gestaltung immer wieder nachgedacht werden, wie er offeriert werden kann, um nicht abschreckend zu wirken. Ein Trick ist, dem Leser kleine Häppchen anzubieten. Statt als durchgehende Bleiwüste kann jeder Beitrag auch in Sinnabschnitte gegliedert werden. Eine Freizeile zwischen den Absätzen tut dem Auge gut und hilft noch dazu, einen Beitrag inhaltlich strukturiert zu präsentieren. Attraktiv kann es aussehen, das erste Wort eines neuen Absatzes etwas einzurücken. Dadurch wird die Zäsur zwischen zwei Absätzen noch stärker betont und es entsteht noch mehr freie Fläche auf einer Seite. Hübsch sieht es außerdem aus.
Text: Klaus Vellguth