Wir haben uns daran gewöhnt: Tod hat etwas mit dem Alter zu tun. Wenn man alt ist, stirbt man. Aber was ist, wenn jemand früher stirbt? Wenn es einen Partner oder eine Partnerin gibt, die sich ein Leben mit ihm aufbauen wollte? Wenn minderjährige Kinder um ihren Vater oder ihre Mutter trauern? Schätzungen gehen davon aus, dass es mehr als 600.000 Frauen und Männer in Deutschland gibt, die jünger als 60 Jahre sind und ihren Ehepartner durch Krankheit, Unfall oder Suizid verloren haben. Und rund 800.000 Kinder und Jugendliche wachsen als Halb- oder Vollwaisen auf. Das ist eine große Zahl an Menschen mit diesem Schicksal. Und dennoch sagt Anne Sachweh als Betroffene im Interview: „Man lebt so unentdeckt“. Mehr Verständnis für früh Verwitwete und deren Kinder, mehr Sicherheit im Umgang mit ihnen – dazu möchten die Bausteine dieses Schwerpunktthemas beitragen. Auch in Ihrem Pfarrbrief?
Rubrik: Schwerpunktthemen
Früh verwitwet: plötzlich allein
Das Schwerpunktthema für November 2020
von Elfriede Klauer am 28.07.2020 - 06:00Bilder
Texte
Tipps
Der Tipp für Pfarrbriefredaktionen
Angebote für früh Verwitwete in Ihrer Pfarrei
Mit welcher Unterstützung können früh Verwitwete in Ihrer Pfarrei rechnen? Fragen Sie bei Ihrem Seelsorgeteam nach und schreiben Sie darüber im Pfarrbrief.
Vielleicht gibt es feste Einrichtungen, wie z.B. ein Trauercafe oder eine Selbsthilfegruppe. Stellen Sie auch dieses Angebot vor, z.B. in einem Interview mit der Leitung.
Mögliche Fragen:
• Was erwartet jemanden, der neu zu Ihnen kommen möchte?
• Warum gibt es dieses Angebot?
• Warum engagieren Sie sich für dieses Angebot?
• Welche Erfahrungen machen Sie?
Ein kleiner Infokasten klärt über Organisatorisches, wie Termin, Veranstaltungsort und Kontaktmöglichkeit auf.
Denken Sie auch an eine entsprechende Bebilderung.
Beratung für Freunde und Familienangehörige
Manchmal brauchen auch Bezugspersonen Hilfe, wenn Menschen trauern. Eine kostenlose und zeitlich unbegrenzte Beratung bieten die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Nicolaidis YoungWingsStiftung für Freunde und Familienangehörige von früh Verwitweten. In persönlichen oder telefonischen Gesprächen geht es darum, gemeinsam ein Verständnis für die Reaktionen des Trauernden zu entwickeln und individuelle Möglichkeiten der Unterstützung zu erarbeiten, heißt es auf der Website www.nicolaidis-youngwings.de. Alle Beraterinnen und Berater haben neben ihrer fachlichen Qualifikation auch Erfahrungen aus eigener Betroffenheit. Nähere Informationen und Kontaktmöglichkeiten unter https://www.nicolaidis-youngwings.de/angebote/nach-tod-des-lebenspartners/beratung-bezugspersonen.html.
Fotoausstellung von Jann Höfer: „Das Problem sind die Sonntage“
Jann Höfer ist ein junger Kölner Fotograf, der sich durch ungewöhnliche sozialkritische Fotodokumentationen einen Namen gemacht hat und neben seinem Studium für internationale Auftraggeber, wie Süddeutsche Zeitung oder New York Times arbeitet (www.jannhoefer.de). Er hat mit früh verwitweten Frauen und Männern gesprochen und seine Eindrücke fotografisch festgehalten. Mit einer Fotoausstellung möchte er seinen Beitrag leisten, der Thematik eine größere Aufmerksamkeit zu verschaffen. Er arbeitet hierfür mit dem Verein VIDU® Selbsthilfe für Verwitwete zusammen (www.verein-verwitwet.de).
Wegen der Corona-Pandemie haben sich die Ausstellungspläne zeitlich verzögert. Eine erste öffentliche Vernissage ist nun auf der Messe „Leben und Tod“ im Oktober 2020 in Freiburg geplant (www.leben-und-tod.de/freiburg/). Danach soll die Ausstellung deutschlandweit auf Tour gehen.
Erste Eindrücke der Ausstellung vermittelt eine Zeitung, die von Interessierten (z.B. auch von Pfarrgemeinden) angefordert werden kann. Die Zeitung kann auseinandergenommen und präsentiert werden. Fotos dieser sogenannten Pop-Up-Ausstellungen werden gesammelt und auf der Website www.das-problem-sind-die-sonntage.de gezeigt. Der Verein freut sich hierfür über Spenden.
Wer Interesse an der Fotoausstellung hat, sendet eine Mail an vorstand@verein-verwitwet.de.
Briefaktion „Zurück ins Leben“: Mutmachbriefe in Zeiten der Trauer
Positive und aufbauende Post im Briefkasten ist das, was im ersten Jahr der Trauer manchmal fehlt – das haben die Engagierten des Vereins „VIDU – Selbsthilfe für Verwitwete“ selbst erfahren. Deshalb haben sie sechs Briefe entwickelt, die man für sich selber, für einen trauernden Menschen oder auch für die Trauerbegleitung anfordern kann. Die Briefe sind persönlich gestaltet und sollen dabei helfen, den dunklen Alltag ein wenig aufzuhellen. Jeder Brief erhält Erfahrungsberichte, Anregungen, kleine Geschichten oder Gedanken. Die Briefaktion „Zurück ins Leben“ ist für den Empfänger unabhängig von einer Vereins-Mitgliedschaft.
Weitere Informationen unter info@verein-verwitwet.de. Das Anmeldeformular zur Briefaktion findet sich unter https://www.verein-verwitwet.de/sites/default/files/2018-05/VIDU_Briefaktion-zurueck-ins-Leben.pdf.
Links
Der Filmtipp für den Pfarrbrief: Verwitwet – Wie das Leben weitergeht
Der halbstündige Dokumentarfilm „Verwitwet – Wie das Leben weitergeht“ von Elisabeth Enders begleitet drei früh Verwitwete. Sie geben Einblick in ihre Gefühle und Herausforderungen. Einfühlsam zeigt die Filmemacherin, wie die drei den Verlust des Partners verarbeiten und neue Wege ins Leben finden. Weitere Aspekte, wie die Hinterbliebenenrente, die wirtschaftliche Existenzsicherung oder die Möglichkeit der Trauerbegleitung werden ebenfalls thematisiert. Zu finden ist der Film in der Mediathek des MDR.
Buchtipps für den Pfarrbrief
Welche Bücher empfinden früh Verwitwete als hilfreich? Im Forum des Vereins VIDU® Selbsthilfe für Verwitwete geben Betroffene Tipps: https://forum.verein-verwitwet.de/viewtopic.php?f=6&t=71.
Weitere Buchtipps gibt es auf der Website des Vereins: https://www.verein-verwitwet.de/unsere-angebote#buchtipps
Weitere Materialien auf Pfarrbriefservice.de
Mehr Texte zum Thema Kinder und Trauer finden Sie beim Schwerpunktthema „Mit Kindern über den Tod reden“.
Explizit um Trauer geht es beim Schwerpunktthema: „Ein Gefühl, das verunsichert: Trauer“.